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Auf der Flucht.

Wie der junge Koudjo aus Togo doch noch in Deutschland Asyl bekam.

Produktion: Radio Bremen, Deutschlandradio Berlin 1997

„Sag mir den Namen des Schiffes, mit dem du nach Bremen gekommen bist!“ Seit fünf Stunden sitzt Koudjo der Einzelentscheiderin beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge gegenüber. Er kann diese Frage nicht beantworten, und wenn sie noch so oft gestellt wird. Auch nicht die Fragen nach dem Namen des Kapitäns und nach Datum und Uhrzeit seiner Flucht aus dem Gefängnis. Hätte Koudjo gewußt, wie wichtig diese Dinge für sein weiteres Leben sein werden, er hätte es vielleicht herausbekommen. Dennoch. Er ist froh, den Folterern in Togo entkommen zu sein. Es war Nacht. Jemand hatte ihn auf das Schiff gebracht. Auf dem Oberdeck hatte er sich in ein Rettungsboot gekauert und gewartet. Er war fünfzehn Jahre alt und hatte zwei Monate Gefangenschaft hinter sich. Die Folterer haben ihm ein Stück von seinem Ohr abgeschnitten, sie haben seinen Vater ermordet und seine Mutter verschleppt. Aber wie soll er in diesem aufgeräumten, lückenlos möblierten Büro erklären, was er in Afrika erlebt hat? Und wie er es geschafft hat, Afrika zu verlassen? – Unmöglich.

Redaktion: Günter Demin
Regie: Waclaw Stawny

Dieses Feature wurde 1997 mit dem "civis"-Preis  ausgezeichnet. 1998 erhielt es den Preis der Internationalen Journalistenvereinigung (IFJ): "A Celebration of Tolerance in Journalism".

Die IFJ repräsentiert weltweit 600.000 Journalisten. Hier mehr dazu.