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Spurenakte 59 Rückblick auf einen Bremer Justizskandal: Heinrich Hannover und der Fall Otto Becker Produktion: Radio Bremen 1995 Foto: Strafverteidiger Heinrich Hannover und sein Mandant Otto Becker Erster Mai 1971, kurz vor Mitternacht, Bahnhof Bremen-Oslebshausen: Fahrgäste des Nahverkehrszuges von Bremen-Hauptbahnhof nach Bremen-Vegesack beobachten einen Mann, der brutal auf ein junges Mädchen einschlägt. Gebannt vom Geschehen sind sie nicht in der Lage, dem verzweifelt schreienden Opfer zu helfen. Der Zug fährt weiter. Drei Tage später wird die Leiche der 17jährigen Carmen Kampa im Brachland hinter dem Bahnhof gefunden. Sie war vergewaltigt, gewürgt und erstochen worden. Eineinhalb Jahre danach glauben Kriminalpolizei, Staatsanwaltschaft und Gericht, den Täter gefunden zu haben. Vergeblich beteuert der 37jährige homosexuelle Bauarbeiter Otto Becker seine Unschuld. Im Januar 1975 verurteilt ihn das Bremer Schwurgericht zu zwölf Jahren und drei Monaten Haft. Sein Verteidiger Heinrich Hannover, der überzeugt ist, daß Becker nicht der Täter sein kann, appelliert nach dem Schuldspruch an die Bremer Öffentlichkeit, ihm bei der Suche nach dem wahren Täter zu helfen. Was dann ans Licht kam, gilt bis heute als Skandal des Bremer Justizapparats und führte schließlich zum Freispruch für Otto Becker. Redaktion: Günter Demin April 2011: Vierzig Jahre nach der Tat greift der Bremer Staatsanwalt Uwe Picard den Fall wieder auf. Foto: Kreiszeitung.de 20.08.2011 Mit Hilfe der Polizei lässt er den Tathergang am Bahndamm rekonstruieren und wertet Spurenakten aus, die damals nicht weiter verfolgt wurden. Picard und die Kriminalbeamten Höchel und Bergmann hoffen, mit einer Neubewertung der abgelegten Spuren den Mord an Carmen Kampa doch noch aufklären zu können. Im August 2011 gilt das Verbrechen als aufgeklärt. Mit Hilfe einer Haaranalyse wird der damals 35jährige Wachmann Hermann R. als Täter ermittelt. R. gehörte schon vor 40 Jahren zum Kreis der Verdächtigen, es war ihm aber gelungen, die Polizei zu täuschen. Er starb 2003.
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